MIRJAM KUITENBROUWER

Ausschnitt Reader S. 19

Man arbeitet indirekt, indem man seine Gedanken formen kann, das gefällt mir eigentlich besser, als so zu improvisieren. Ich mache Sachen, bei denen Fotografie und Malerei kombiniert werden. Und ich mache Skulpturen von zerstorten und zerbrochenen Kameras. Und eigentlich ist dies die Gelegenheit, zu sagen, was ich eigentlich mache. […] Ich bin sehr interessiert an Vergleichen.

Frage: Dir geht es immer um das Denken von Möglichkeiten. Und insofern finde ich das konsequent, […] Ich kenne die Arbeit [No Exit, 2001] jetzt nur im Video, aber selbst dort hat sie eine große Dichte und Poesie, dass sie für mich auch schon plausibel funktioniert. […].

Antwort: Das ist auch ein Aspekt der Arbeit, dass man immer versucht, etwas genau zu wissen oder einer Sache nahe zu kommen und dass es fast nicht geht, dass man es ab und zu hat und wieder verliert.

Frage: […] Nach welchen Kriterien entscheidest Du, welches Medium Du anwählst?

Antwort: Ich finde, man hat sehr große Freiheit, man möchte sich ausdrücken, wenn man sich nicht ausdrücken kann, ist man eine Bombe oder so etwas. Also muss man etwas finden, womit man die Sachen, die einen beschäftigen, rauslassen kann. Was dann am prägnantesten ist, das benutze ich. Das ist auch intuitiv. Manchmal habe ich Lust zum Pinseln, und dann fange ich mit einem Paneel an.

Frage: Funktionieren Deine Arbeiten immer so, dass auch für mich als Betrachter diese Position, die Du einnimst, übertragen wird?

Antwort: Ich mache öfter […] Arbeiten […] mit einer räumlichen Struktur, wo man reingehen kann und wo man irgendwo einem Gemälde entgegenkommt und wenn man sich sehr lange darin aufhält, entdeckt man, das man sich in dem Raum des Gemäldes befindet. Eigentlich ist das etwas, was parallel ist […].

Frage: […] also manchmal bist Du unglaublich naiv, unglaublich ehrlich. Diese Art von Ehrlichkeit ist heutzutage sehr selten geworden. Dass man sie ganz offen zeigt, das hat mir sehr gut gefallen.

Antwort: Das ist aber auch etwas, was ich sehr schwierig finde im Leben, dass man, wenn man gerne sein möchte, wie man ist, das auch zulassen muss. Als ich vor 12 Jahren mit der Kunst anfing, habe ich sehr viele Probleme gehabt mit Erwartungen. Aber dann dachte ich, was erwarte ich denn von mir selber? Ich möchte einfach nur entspannt leben und bestimmte Sachen rausfinden. Und die finde ich heraus, indem ich diese Sachen mache. Glücklicherweise finanziert mich meine Kunst. Deswegen bin ich also Künstlerin, und nicht, weil ich mich integrieren möchte in dieser ganzen Kunstwelt, die interessiert mich eigentlich nicht.

 

 

conference

Neue Werkstrategien / New Work Strategies

5.-6. December 2001

Museum Folkwang, Essen

 

Marijn Akkermans

Axel Boesten

Ralf Brög

Barbara Christin

Helmut Dick

Markus Huemer

Matthias Koch

Leo Kogan

Mirjam Kuitenbrouwer

Susanne Kutter

Robin Merkisch

Thomas Pöhler

Petra Rinck

Josef Schultz

Oliver Sieber

Daniela Steinfeld

Katja Stuke

Batia Suter

Julia Wirxel

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