MIRJAM KUITENBROUWER

Camera obskur, Kunstraum Düsseldorf, 2013
exhibited works:
Simultanfenster (2013), Observatiepost (2007–09), Observatorium (2002–08), Dwelling for two neighbours with a shared focus (2002–12), La Maison Double <diabolische bergwoning> (1999)

> exhibited works:

Simultanfenster (Simultaneous windows), 2013
Fresnel lenses, magnifiers, brass, iron, aluminium, mdf, gesso, 59 x 40 x 16 cm

Observatiepost (Observation post), 2007–09
viewer parts, enamel, plaster, acrylic, iron, brass, lenses, ±170 x 70 x 110 cm

Observatorium, 2002–08
camera parts, sphere, enamel paint, silicon oil, asphalt, 28 x 34 x 22 cm

Dwelling for two neighbours with a shared focus, 2002–12
camera parts, magnifier, enamel paint, silicon oil, asphalt, 25 x 45 x 35 cm

La Maison Double <diabolische bergwoning> (Double residence <diabolical mountain hut>), 1999
camera and modelling parts, plaster, acrylic, angle iron, 96 x 80 x 41 cm
 

> text

„Mein Verhältnis zur Welt ist ein indirektes“, sagt die Künstlerin über sich selbst. Vor diesem Hintergrund können ihre Werke oftmals auf einer metaphorischen Ebene als Zwischenräume oder Schnittstellen von Innen- und Außenwelt gelesen werden. Die Camera Obskura nimmt hierbei eine wesentliche Rolle ein, welche über jene als technisches Instruments und Mediums hinaus geht.

Die fotografische Arbeit »Inversie« (2010-2011) steht quasi paradigmatisch für Kuitenbrouwers künstlerischen Werkansatz. Mit einer selbst gebauten Lochkamera fotografierte sie den Ausblick aus ihrem Atelier. Durch die Krümmung des Negativs in der Lochkamera erscheint das Fenster auf der Schwarz-Weiß-Fotografie elliptisch verformt, so dass es an ein Auge erinnert. Architektur und menschliche Physiognomie überlagern sich hier, Fenster und Auge stellen beide eine Verbindung von Innenwelt zur Außenwelt dar. Mit dieser allegorischen Verschmelzung werden im übertragendem Sinne auch Atelierraum und Künstlerin eins – ein Sammelbecken für äußere Impulse und Eindrücke, die es gilt, im privaten „Gehäuse“ zu ordnen und zu reflektieren. Darüber hinaus spiegelt sich eine solche Idee im Prinzip der Camera Obskura selbst wider: So fällt das Bild von der Außenwelt durch eine minimale Öffnung in das Innere des nahezu geschlossenen Raumes. Als Verweis auf die Künstlerin, ihr Atelier und das von ihr verwendete Medium ist »Inversie« dreifache Metapher für ihr Verhältnis und die Wechselwirkung von Innen- und Außenwelt.

Das dreifach besetzte Bild des „Denkraumes“ (gleichgesetzt mit ihr als Künstlerin, mit ihrem Atelier und der Camera Obskura) ist der Ort, an dem sich alles konzentriert. Solche „Denkräume“, metaphorisch verdinglicht als tatsächliche Gehäuse, entstanden in den letzten Jahren in den verschiedensten Ausführungen: Jüngst als so genannte „Recursiecabine“, gartenhausähnliche Rückzugsorte, in welchen sich das Wissen der Welt in Form von Büchern stapelt; miniaturhaft dagegen als Architekturmodelle zum Teil aus Kameragehäusen, die wie futuristische Observatorien anmuten. Der Einblick in die hermetisch abgeschirmten und isolierten Beobachtungsposten ist schwer, der Ausblick dagegen könnte theoretisch aus verschiedenen Positionen und Perspektiven, durch diverse Linsen erfolgen. In ihrer neuen Arbeit »Simultanfenster« reduziert Kuitenbrouwer ein solches Sinnbild auf die Linsen per se: als architektonische Fenster-Fassade zeigen die verschiedengroßen rechteckigen Linsen die Architektur von gegenüber in unterschiedlichen Maßstäben gleichzeitig – eben gerade so simultan und vielfältig, wie der Blick auf die Welt ist.

© Jari Ortwig, 2013
 

> catalogue

exhibition catalogue Camera obskur, Kunstraum Düsseldorf
cover, pp. 8-9 and back


 

Camera obskur

Kunstraum Düsseldorf

31 01 – 24 03 2013

 

Christine Erhard

Mirjam Kuitenbrouwer

Susanne Kutter

Stephan Mörsch

Marc Räder

Eilike Schlenkhoff

 

curators: Stefanie Ippendorf, Jari Ortwig

back to previous page